Birgit Huebner

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farblichtbus

Lichtkörper

Mobililtät, Bewegung und Geschwindigkeit sind unerläßliche Phänomene der heutigen Gesellschaft und gehören zu den prägenden Themen in der zeitgenössischen Kunst. Birgit Huebners Installation im Ballhaus des Düsseldorfer Nordparks nimmt dieses Thema auf, indem sie die überdimensionale Aufnahme eines Busses in neun Segmente zerlegt und auf die entsprechende Anzahl von Fensterachsen des Hauses legt. Die längs gestreckte Form des Fahrzeugs findet so ihre Entsprechung in dem breit gelagerten Bau. Durch seine Erstreckung über die gesamte Länge des Gebäudes verschmilzt die Bewegung der Passanten aus dem Umfeld des Busses mit der starren Architektur zu einer homogenen Einheit.

Die Installation ist am besten nachts zu sehen, wenn das Ballhaus erleuchtet ist. Das Licht ist dann warmtonig und es entsteht ein weiches rötlich - oranges Lichtbild. So findet die Verschmelzung von Photographie und Architektur ihren sinnfälligen Ausdruck, denn das Haus wird nicht allein Träger der Darstellung, vielmehr wandelt es sich zum eigenen Lichtkörper. Anders wirkt es bei Tage, wenn die Lichttemperatur kühl ist, sich der Farbwert wandelt und die Darstellung ein pink-rotes Bild offenbart.

Menschen steigen in den Bus ein und aus, man ahnt den Lärm bunten Treibens aus einem entfernt gelegenen Land. Tatsächlich ist das Photo in Armenien entstanden. Damit stellt die Installation die Frage nach dem Ort, die sich nicht ohne Verluste aufheben oder leugnen läßt. Die Banalität des Ortes, an dem der Bus aufgenommen ist, ist evident, dennoch umgibt ihn eine unheimliche Aura. Für Walter Benjamin ist die Aura „die einmalige Erscheinung einer Ferne“. Die Darstellung des Busses hier, wird durch den auch innerhalb Düsseldorfs abgelegenen Ort des Ballhauses in eine merkwürdig fremde Sphäre gebracht. Man spürt die imaginäre Distanz, die durch die Bewegungsunschärfen unterstützt wird.

Dem Betrachter weht von der Exotik des Ortes gerade noch der Hauch einer Ahnung an und macht das Erleben der Installation zu einer das Unterbewußtsein berührenden Erfahrung.

Rupert Pfab

aus: „1994-1999 memory. birgit huebner“

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